Was ist Yurashi?

Was ist Yurashi?

Konzept und Wirkung

Von ihrem Ursprung her ist die von Koji Matsunaga seit 2003 in Japan entwickelte „Therapie der sanften Berührung“ eine Therapie zur Behebung akuter und chronischer Schmerz-zustände. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Zusammenhang zwischen den Kontraktionen der Muskelgewebe und den Schmerzen. Das sanfte und behutsame Lösen der Kontraktionen ruft eine erstaunlich große Veränderung der Schmerzen und des damit verbundenen Unwohlseins hervor. Der Vergleich mit jener Schmerztherapie, die eine wissenschaftlich-medizinisch ungebildete Mutter ihrem schreienden Säugling angedeihen lässt, gab der Therapie ihren Namen: Das japanische Verb „yura“ bedeutet „sanft wiegen und schaukeln … wie die Mutter ihr Kind“.

Bleibende  Schmerzen, auch second pain genannt, sind das Resultat der im allgemeinen Wahrnehmungszentrum des Gehirns verarbeiteten Informationen. Den Zustand des Körpers misst das Gehirn über die Aufnahme von Sinneseindrücken. Auch verspannte Muskeln sind Ergebnisse dieser Sinneseindrücke, über die Lösung der Verspannung können folglich auch die Schmerzen gelöst werden, da die ursprünglichen Informationen des empfundenen Schmerzes überschrieben werden.

Dass die glatten Gefäßmuskelzellen und das glatte Muskelgewebe der inneren Organe ebenfalls von ihrer Verspannung befreit werden können, ist ein erfreuliches Nebenprodukt der eigens zur Lösung der Kontraktionen verspannter Muskeln entwickelten Manipulationen der therapeutischen Person am Körper des Patienten: Sanfte Berührungen, vorsichtige Drehbewegungen, leichtes, ruhiges Wiegen und Schaukeln, all das führt wieder zu einem entspannten, gelösten Muskelgewebe. Alle Muskeln können therapiert werden, die Entspannungseffekte generalisieren, und damit geraten auch Linderung und Heilung diverser innerer, organischer Beschwerden in den Bereich des Möglichen.

Charakteristisch für alle Handlungen der therapeutischen Person ist es, dass diese niemals die Schwelle überschreiten, die eine Belastung für die Patienten darstellen würde: Sie erleben ausnahmslos Entspannung, das parasympathische Nervensystems wird aktiviert, Stress minimiert und seelische Blockaden lösen sich auf. Damit entfaltet sich ein Potential der Mitbehandlung psychischer Beschwerden: Yurashi wirkt im vollen Sinn des Wortes ganzheitlich.

Anwendung

Eine Yurashi-Behandlung wird am bekleideten Körper durchgeführt, meist auf einer Therapie-Liege, in besonderen Fällen auch im Sitzen, selten im Stehen.

Bei akuten Sportverletzungen wird durch die Muskelentspannung der Yurashi-Therapie der Blut- und Lymphabfluss beschleunigt, Schwellungen reduzieren sich deutlich.

Muskelverspannungen im Schulterbereich führen zu einer Minderdurchblutung des Kopfes. Dadurch entstehen oftmals Kopfschmerzen und Hörstörungen, die durch Yurashi behandelbar sind.

Durch Computerarbeit und häufige Smartphone-Benutzung kommt es zunehmend zu Verspannungen am Rücken und durch Muskelverkettungen zu Beeinträchtigung der Kiefermuskulatur. Dadurch können Zahnschmerzen, Störungen in den Kiefergelenken und Kopfschmerzen entstehen. Auch hier ist Yurashi indiziert.

Da die Methode sehr sanft ist, können auch alte Menschen mit Osteoporose gefahrlos behandelt werden.

Anwendungsschwerpunkte

(aus der Erfahrung und der Dokumentation der japanischen Kolleginnen und Kollegen)

  • Akutbehandlung (u.a. Sportverletzungen – oder auch unmittelbar nach Operationen)
  • Therapie chronischer Beschwerden
  • Wirbelsäulenbeschwerden
  • Schulter-, Ellenbogen- und Knieschmerzen
  • Hüftbeschwerden
  • Schmerzen bei Arthrose, Sehnenentzündungen
  • Verstauchungen,  Quetschungen, Prellungen,  Muskelzerrung
  • Meniskusabriss
  • Fibromyalgie
  • Migräne
  • Morbus Osgood Schlatter
  • rheumatische Beschwerden
  • Narbenbehandlung

Gegenanzeigen/Kontraindikationen, Nebenwirkungen und Risiken

Oberstes Gebot ist in jedem Fall die sanfte, schmerzfreie Berührung und Bewegung des Körper und der Gliedmaßen. Welche Therapieschritte möglich sind entscheidet sich immer auch nach Maßgabe des Wohlbefindens des Patienten während der Behandlung. Seine Reaktionen auf den herbeigeführten Zustand der Entspannung bestimmen die weitere Vorgehensweise des Therapeuten. Gegenanzeigen und Kontraindikationen sind darum nicht bekannt, die Behandlung ist frei von Risiken. Am Behandlungstag sollte der Patient jedoch viel Wasser trinken und körperliche Anstrengungen so weit als möglich vermeiden.

Als Nebenwirkungen können sich ein Gefühl der Müdigkeit oder – in seltenen Fällen – das Empfinden eines leichten Muskelkaters ergeben. Sie sind ein Hinweis, dass der Körper neue Bewegungsmuster erlernt und lösen sich in 2 – 3 Tagen ganz natürlich auf.

Kosten

Nach einer Erstanamnese dauert jede Behandlung ca. 30 Minuten. Das kann jedoch beträchtlich variieren, abhängig davon, ob es sich bei den Beschwerden eher um akute Schmerzzustände handelt, oder ob bei einer chronischen Erkrankungen Wiederholungs-behandlungen durchgeführt werden. Je nach Aufwand und Dauer € 45 – 80.

Die Kostenübernahme durch GKV und PKV hat sich bereits in mehreren Fällen als möglich erwiesen.

Weiterführende Literatur:

Matsunaga, Koji:
Einführung in die Yurashi Gentle Touch Therapy. Die Therapie der sanften Berührung.
Übers. R. F. Spieß. – HPSD-Verlag, Düsseldorf  2012.
ISBN 978-3-944147-01-7

Morota, Misao:
Yurashi – die Therapie der sanften Berührung. – In: CO.med. Fachmagazin für Komplementärmedizin. 22. Jahrg., Juli 2016.

Matsunaga, Koji:
Yurashi-Therapie : Homöostase der Muskulatur als Weg und Ziel
Übers. Kumi Dahlke-Oyamada. Nachwort R. F. Spieß. – HPSD-Verlag, Düsseldorf  2017.
ISBN 978-3-944147-06-2
(auch als E-Book: ISBN 978-3-944147-07-9)

Hübener, Christina:
Yurashi – ein aus Japan stammendes manuelles Verfahren in der Ergotherapie. – In: praxis ergotherapie. Occupational Therapy. Fachzeitschrift für Ergotherapie. 32. Jahrg., 6 / 2019.